Pflegen bis der Arzt kommt?

In deutschen Kliniken herrscht der Pflegenotstand. In Augsburg droht das Zentralklinikum, kaputtgespart zu werden. DIE LINKE fordert im Zuge ihrer Kampagne „Das muss drin sein.“ bundesweit die Einstellung von 100.000 neuen Pflegekräften.

In deutschen Kliniken herrscht der Pflegenotstand. In Augsburg droht das Zentralklinikum, kaputtgespart zu werden. DIE LINKE fordert im Zuge ihrer Kampagne „Das muss drin sein.“ bundesweit die Einstellung von 100.000 neuen Pflegekräften. Auch DIE LINKE. Augsburg ist dabei. Dazu erklärt LINKE Bezirksrat Frederik Hintermayr:

"Ausgerechnet jenen, die sich um die Gesundheit anderer kümmern, geht es häufig am schlechtesten: Pflegekräfte werden überdurchschnittlich oft krank und bleiben es länger als Beschäftigte aus anderen Berufsgruppen. Aufgrund der hohen Belastung leiden sie besonders oft an Muskel-Skeletterkrankungen, aber auch an Burn out und anderen psychischen Krankheiten. Mehr als jede zweite Pflegekraft geht davon aus, vorzeitig ihren Beruf aufgeben zu müssen. Kein Wunder: Heute gibt es in den Kliniken 14.000 weniger Vollzeitstellen für Pflegekräfte als im Jahr 2000. Dabei ist die Zahl der stationär Behandelten seit der Jahrtausendwende von 17,3 Millionen auf 19,1 Millionen im Jahr gestiegen. 

Dass die Beschäftigten immer mehr und schneller arbeiten müssen, bekommen auch die Kranken und ihre Angehörigen zu spüren. Viele Menschen machen in Kliniken die Erfahrung, dass Pflegekräfte zu wenig Zeit für sie haben. Das muss aufhören. Betriebliche und tarifvertragliche Lösungen für mehr Personal wie an der Berliner Charité sind gut - eine einheitliche gesetzliche Vorgabe, wie viele Pflegekräfte für wie viele Patient/innen benötigt werden, ist besser. DIE LINKE will mit ihrer Forderung „100.000 Pflegekräfte einstellen“ Druck auf die Bundesregierung ausüben, für mehr Personal in den deutschen Kliniken zu sorgen. Die Forderung ist Teil der Kampagne „Das muss drin sein.“, die sich auch gegen die in Kliniken zunehmende Leiharbeit und befristete Beschäftigung richtet. 

Krankenhäuser wurden in den vergangenen 20 Jahren zu Unternehmen umgebaut, viele privatisiert – es geht oft nur noch um Kosteneinsparung und Profit. Während die Bundesregierung das Problem ignoriert, kämpfen in immer mehr Kliniken die Beschäftigten und ihre Gewerkschaft ver.di für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Personal. DIE LINKE unterstützt die gewerkschaftlichen Kämpfe und fordert eine gesetzliche Personalbemessung, um den Personalnotstand zu bekämpfen. Das heißt: Die Bundesregierung muss in einem Gesetz regeln, wie viele Pflegekräfte mindestens in einer Klinik tätig sein müssen. In Norwegen ist eine Pflegefachkraft für vier Kranke zuständig, in Deutschland muss sich eine Pflegefachkraft um zehn Menschen kümmern. Während in Bayern auf eine Pflegekraft 2002 noch 54 PatientInnen kamen, sind es inzwischen 60. Wir brauchen staatliche Vorgaben in Form einer gesetzliche Personalbemessung, um für alle Kliniken verbindliche Mindeststandards für eine auseichende Zahl an Pflegekräften durchzusetzen. Bundesweit sammelt DIE LINKE bis Mitte kommenden Jahres Unterschriften für dieses Ziel."