Warum stehen hier Wohnungen leer?
- In Augsburg stehen 3.000 Wohnungen länger als ein Jahr leer – das entspricht Wohnraum für ca. 6.000 Menschen!
- Ein Grund dafür ist die Spekulation aufsteigende Preise. Auch die unregelmäßige Vermietung über AirBnB oder die Umgehung von Denkmalschutzvorgaben spielen eine Rolle.
- Als Linke fordern wir eine Abgabe auf leerstehende Wohnungen, die spekulativen Leerstand unprofitabel macht.
- Kennst du weitere Leerstände in Augsburg? Gerne kannst du uns diese unter kontakt@dielinke-augsburg.de melden und damit unsere weitere Arbeit unterstützen.
Trotz Wohnungsnot - tausende von Wohnungen in Augsburg stehen leer
Millionen von bezugsfertigen Wohnungen werden in Deutschland nicht genutzt. In Augsburg stehen laut der Datenerhebung des Zensus von 2022 fast 7000 Wohnungen leer, davon nahezu 3000 länger als 12 Monate. Das entspricht Wohnraum für ca. 6000 Personen. Gleichzeitig suchen sehr viele Menschen nach bezahlbarem Wohnraum. Wie kann das sein?
Ein häufiger Grund für längerfristigen Leerstand ist Spekulation auf steigende Immobilien- und Bodenpreise. Die Eigentümer hoffen auf den großen Gewinn beim Verkauf des Gebäudes. Da dieser bei leerstehenden Objekten deutlich höher ist, werden bestehende Mietverhältnisse beendet und das Gebäude nach erfolgreicher Entmietung auf dem Immobilienmarkt angeboten. Weil die Preise hier immer weiter steigen, führt dies dazu, dass Häuser oft längere Zeit leer stehen.
Immobilien sind eine relativ sichere langfristige Geldanlage, die eine hohe Rendite versprechen. Hohe Mieteinnahmen sind hierbei von klarem Vorteil. Die Mieter*innen der aufgekauften Wohnungen zahlen zunächst eher moderate Bestandsmieten. Damit mehr Miete verlangt werden kann, müssen die Häuser oft aufwendig saniert und umgebaut werden. Dies geht effizienter von statten, wenn das Haus leer steht. Die Entmietung geschieht nicht selten durch Schikane der dort wohnenden Menschen. Dies bedingt dann teilweise jahrelangen Leerstand von Wohnungen in den jeweiligen Häusern.
Wird ein Haus an mehrere Personen vererbt, gibt es nicht selten sehr unterschiedliche Vorstellungen, was mit diesem passieren soll. Selbst als Wohnraum nutzen? Abreißen und neubauen? Sanieren und teurer vermieten? Nicht selten führen diese Unstimmigkeiten bei den Erben zu längerfristigem Leerstand.
Auch in Augsburg werden hunderte von Wohnungen auf Plattformen wie Airbnb angeboten. Es ist zu erwarten, dass mit einem Zunehmen des Tourismus diese Zahlen steigen werden. Das Vermieten einer Eigentumswohnung als Ferienwohnung kann durch eine Zweckentfremdungssatzung von den Behörden eingeschränkt werden. In Augsburg gibt es diese Verordnung nicht, zudem hat die Behörde nach eigenen Angaben auch keine Kenntnisse von dem Ausmaß der Wohnungen, die den Menschen hier nicht zum Wohnen zur Verfügung stehen.
Denkmalgeschützte Häuser dürfen nicht einfach abgerissen werden. Investoren ist diese Verordnung oftmals ein Dorn im Auge. Sie lassen die gekauften Objekte dann einfach durch Leerstand verrotten, bis die Häuser nicht mehr zu retten sind.
Papiertiger Leerstandsmanagement?
Das Leerstandsmanagement des Amtes für Wohnen und Wohnbauförderung der Stadt Augsburg hat die Aufgabe, Leerstand wenn möglich zu vermeiden bzw. darauf hinwirken, ihn so schnell es geht zu beenden. Völlig zutreffend wird von der Stadt festgestellt, dass zur Verfügung stehender Wohnraum darüber entscheidet, ob ein junger Mensch von zu Hause ausziehen oder eine Familie einen geeigneteren Ort zum Leben findet.
Angesichts der tausenden von leerstehenden Wohnungen könnte man deshalb davon ausgehen, dass die Stadt ein großes Interesse hat, Leerstand zu beenden. Es werden aber aus eigener Initiative keine Zahlen erhoben. Zudem wird die Behörde, falls Fälle von Leerstand gemeldet werden, nur beratend und vermittelnd tätig.
Vor dem Hintergrund des offensichtlich geduldeten Verfalls von Wohnraum, der Ahnungslosigkeit der Behörde über die Höhe des tatsächlich vorhandenen Leerstands und der Tatenlosigkeit gegenüber den Eigentümern der leerstehenden Objekte hat man jedoch nicht den Eindruck, dass die Stabstelle Leerstandsmanagement das Thema nachhaltig angehen möchte oder gar die Interessen von Wohnungssuchenden ernsthaft verfolgt.
Wohnen ist ein Grundrecht - gegen Leerstand effektiv vorgehen!
Das Nachbarland Österreich scheint beim Thema Leerstandbekämpfung schon deutlich weiter zu sein. Hier begrüßen dies mittlerweile auch konservative Politiker*innen und erkennen, dass Mittel wie Geldbußen für die Eigentümer*innen von längerfristig leerstehenden Wohnungen zu mehr Angebot an Wohnraum führen. Abgelehnt werden diese behördlichen Eingriffsmöglichkeiten nur von den Parteien, die für Mieter*innen und Lohnabhängige ohnehin nichts zu bieten haben – die rechtsextreme FPÖ und die marktradikalen NEOS.
Die genannten Gründe für Leerstand sind Ergebnisse des kapitalistischen Prinzips der Profitmaximierung. Wohnen ist im Kapitalismus eine Ware und kein gesamtgesellschaftliches Bedürfnis, dessen Befriedigung für ein menschenwürdiges Leben grundlegend ist. Diese Verhältnisse sind nicht natürlich gegeben, sondern von den Menschen gemacht und damit veränderbar. Die Linke kämpft deswegen für eine grundlegende Wende in der Wohnungspolitik - vor allem wegen der sich stetig verschärfenden Wohnungsnot.
Konkret bedeutet das jetzt:
- Es braucht einen bundesweiten Mietendeckel!
- Spekulation mit Wohnraum muss verboten werden!
- Kommunen müssen dazu verpflichtet werden, Leerstände zu erfassen und zu veröffentlichen!
- Wer eine Wohnung länger als 6 Monate leer stehen lässt, zahlt ein Bußgeld!
- Wohnungen und Häuser, die länger als 12 Monate ohne ausreichende Begründung leer stehen, werden in Gemeineigentum überführt!